Pastor Ostendorf: Fragen zur geplanten Bebauung am Mittleren Landweg

veröffentlicht am 14. November 2015

Am Mittleren Landweg sind neben der Flüchtlingsunterbringung auf dem P&R-Platz und dem Gleisdreieck noch weitere Vorhaben in Planung. Es soll einen sogenannten „Masterplan Mittlerer Landweg“ geben.

Pastor Michael Ostendorf hat sich deshalb am 11. November 2015 erneut mit einem offenen Brief an die politisch Verantwortlichen gewandt:

 

Michael Ostendorf, Pastor

Ev.-Luth. Kirchengemeinde
Moorfleet-Allermöhe-Reitbrook
Allermöher Deich 99
21037 Hamburg

0179/24 40 762

info@pastor-x.de

13. November 2015

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe politisch Verantwortliche in der Region Bergedorf,

nach der Lektüre Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft Nr.21/1838 (3.11.2015) sowie der Senatsdrucksache Nr.2015/1960 (6.10.2015) wende ich mich folgenden Fragen an Sie:

In der Mitteilung an die Bürgerschaft werden die grundsätzlichen Sachverhalte fast identisch zur Senatsdrucksache wiedergegeben. Über die Fläche am Gleisdreieck wird dann aber nur folgendes ausgeführt:

Zitat: „Bezirk Bergedorf – Mittlerer Landweg, Billwerder; (Flurstücke 1507, 5461 teilweise, Gemarkung Billwerder, Größe: ca. 8,0 ha) Insbesondere auf Grund der Lage am S-Bahnhalt Mittlerer Landweg sind diese Flächen für den Wohnungsbau gut geeignet. Sie sind im Eigentum der Freien und Hansestadt Hamburg, allerdings bisher als „Gewerbliche Bauflächen“ im Flächennutzungsplan dargestellt. Die Anforderungen des entlang der Straße Mittlerer Landweg verlaufenden Grünen Ringes sind zu berücksichtigen. Über das Bebauungskonzept der FeWa Grundstücksgesellschaft besteht bereits grundsätzliches Einvernehmen mit dem Bezirksamt Bergedorf und f&w. Die Fläche wird derzeit landwirtschaftlich genutzt. Der Pachtvertrag gilt bis Ende 2016 und müsste kurzfristig durch den LIG rechtswirksam gekündigt/einvernehmlich mit dem Pächter aufgehoben werden.“

Hier ist der S-Bahnhalt Mittlerer Landweg das Argument für die Eignung der Fläche zum Wohnungsbau. Das greift meines Erachtens viel zu kurz. Es entspricht auch keinesfalls den ehemals getroffenen Beschlüssen. Außerdem sind der Zustand des Bahnhofes sowie die Auslastung der Züge in der Hauptverkehrszeit schon jetzt grenzwertig und bedenklich. Zudem wurde der P&R Platz für eine Flüchtlingsunterkunft aufgegeben. Wie soll dieser Bahnhof zukünftig aussehen, damit er die ihn zugedachte Rolle tatsächlich einmal erfüllen können wird?

Da die Angaben in der Mitteilung an die Bürgerschaft viel zu kurz greifen, möchte ich mich auch auf die Senatsdrucksache Nr.2015/1960 beziehen. Die hier gemachten Angaben geben Anlass zu verschiedenen und viel weiterreichen Gedanken, Befürchtungen und Fragen. Diese möchte ich hiermit stellen:

  1. Ausgleichsfläche Landschaftsschutz
    Zitat: „Zur Sicherung des kohärenten Schutzgebietssystems der Stadt sollen daher für die erforderlichen Abweichungen vom Landschaftsschutz an anderer Stelle in Allermöhe südlich des Gleisdreiecks,…ausgewiesen werden.“
    Meines Wissens, ist die in die Karte eingetragene Fläche bereits eine Ausgleichsfläche für den Bau der A26.
    – Wie kann ein und dieselbe Fläche zweimal als Ausgleichsfläche fungieren?
    – Wie soll diese, sich schon im Biotopverbund befindliche Fläche, die Zerstörung des Korridors zwischen Boberger Niederung und Reit verhindern?
  2. Infrastruktur
    Zitat: „Bei der weiteren Planung ist die Integration der Fläche in den Quartierszusammenhang bzw. in den weiteren Stadtraum vorzusehen. Es ist eine Wegeverbindung nach Neuallermöhe-West vorzusehen (Einkauf, Arzt, weiterführende Schule).“
    – Soll eine Wegeverbindung nach Neuallermöhe-West die weitreichende Infrastrukturmaßnahme darstellen, die notwendig ist, um 4000 Menschen adäquat zu versorgen und zu integrieren?
    – Wie soll die Infrastruktur in Neuallermöhe diese Herausforderung schaffen?
    – Welche weiteren Maßnahmen sind konkret geplant?
    – Wieviel finanzielle Mittel stehen für die soziale Infrastruktur bereit?
    – Wer wird das notwendige Netzwerk an sozialen Einrichtungen schaffen und funktionsfähig erhalten?
    – Welche weiteren (sozialen) Einrichtungen werden geschaffen? Volkshochschule? Integrationskurse?
    – Welches Fachpersonal wird für die Integration eingeplant? Welche freien Träger werden einbezogen?
    – Wie soll die Nachbarschaft am Mittleren Landweg einbezogen werden? Wer übernimmt die Kommunikation mit diesen dort beheimateten Menschen?
    – Wie soll die Fläche sicherheitsgemäß erschlossen werden? Wird es einen zweiten Rettungsweg geben?
    – Wird es eine Aufstockung der Kapazitäten bei Polizei und Feuerwehr geben?
    – Welche weiteren Verkehrszuwegungen – außer dem Mittleren Landweg – sind geplant?
    – Wie sollen die notwendigen Transporte (120.000m3 Sand, 3000 Rohre usw. sind erheblich viele LKW Ladungen) werden?
    – Wie werden die benachbarten Grundstücke und Flächen vor der Erhöhung der Fläche des Gleisdreiecks geschützt?
    – Wo sollen Kindertageseinrichtungen und ein Nahversorger (Einzelhändler/Vollsortimenter/Discounter?) entstehen?
  3. Weitere Erschließungsmaßnahmen
    Zitat: „Mit der Entscheidung für diese Fläche ist auch die Perspektive eines Siedlungsschwerpunktes mit weiteren Quartieren rund um die S-Bahnstation Mittlerer Landweg verbunden, um eine Isolation der neuen Siedlung zu vermeiden.“
    Um den S-Bahnhof Mittlerer Landweg herum soll also ein Siedlungsschwerpunkt entstehen. Das hatte auch Herr Dornquast auf einer Sitzung der Bezirksversammlung sinngemäß so gesagt: „Nehmen Sie einen Zirkel, stecken Sie ihn in die S-Bahnstation Mittlerer Landweg, öffnen Sie ihn bis zum Ende des Grundstücks Gleisdreieck und schlagen Sie einen Kreis. Das wird die zu überplanende Fläche sein. Davon ist das Gleisdreieck nur ein Viertel.“
    – Was bedeutet das konkret?
    – An welche Flächen ist hier gedacht?
    – Welcher Art soll die Bebauung sein?
    – Wann sollen die Bürgerinnen und Bürger über diese beschlossenen Vorhaben informiert werden?
    – Wie wird die Beteiligung aussehen?
    – Was soll mit den Kleingärten und den weiteren Anrainern geschehen?
  4. Weitere Flüchtlingsunterkünfte
    – Sowohl in Allermöhe (Autobahnauffahrt hinter dem Tankhof) als auch in Moorfleet (neben der Autobahn bzw. dem Tankhof dort hinter TNT) sind Erschließungsarbeiten im Gange.
    – Werden an diesen Stellen Flüchtlingsunterkünfte eingerichtet?
    – Wenn ja, wann wird die Öffentlichkeit darüber informiert?
    – Welche weiteren Unterkünfte sind geplant?
  5. Oberbillwerder
    – Wie verhalten sich diese ganzen Planungen zur geplanten Bebauung von Oberbillwerder?
    – Wie soll die Bevölkerung in diese, die Marschlande grundlegend verändernde Planung, einbezogen werden?
    – Ist es tatsächlich politischer Wille, dass die Marschlande in ihrer jetzigen Struktur und in ihrer jetzigen Funktion verändert – aufgegeben – werden?
    – Wie verhält sich die Bezirksversammlung Bergedorf insgesamt zu diesen Plänen?
    – In welcher Form werden die eventuell geplanten Olympiabemühungen in diese Umstrukturierungen eingreifen? Wie wird das Wassersportzentrum in Allermöhe an der Dove-Elbe überplant? Welche Infrastrukturmaßnahmen wird es hier geben müssen, sollte Olympia tatsächlich in Hamburg stattfinden?

 

Mit freundlichen Grüßen

Michael Ostendorf