Für die Kirchen geht’s ans Eingemachte: Etats im Landgebiet werden um bis zu 50 Prozent gekürzt
„Defizit von 3,9 Millionen Euro zwingt Nordelbien zu Kürzungen“, sagt Propst Konrad Lindemann.
von Jule Monika Witt – Bergedorfer Zeitung
Bergedorf. So manchem Pastoren wird es am 31. Dezember schwer fallen, auf ein schönes neues Jahr anzustoßen. Denn für viele Kirchengemeinden geht es 2004 ans Eingemachte. „Die Etats in den Vier- und Marschlanden werden teilweise um bis zu 50 Prozent reduziert“, bestätigt Konrad Lindemann, Propst im Kirchenkreis Alt-Hamburg. Die Lage sei „sehr, sehr schwierig“.
Lindemann: „Nordelbien verbucht ein strukturelles Defizit in Höhe von 3,9 Millionen Euro. Entsprechend haben wir in 2004 nicht wie in diesem Jahr 19,5 Millionen, sondern nur noch 16 Millionen Euro zur Verfügung.“ Das Minus von 400 000 Euro werde aus Rücklagen gedeckt, denn ein Darlehen aufzunehmen, komme für die Kirche nicht infrage.
Der Abbau der Zuweisungen an die Gemeinden soll sich über die kommenden drei Jahre erstrecken. Eine neue Finanzsatzung, die die Synode am 27. No-vember beschließen will, regelt die Höhe der Zuwendungen. War bislang sowohl die Zahl der Gemeindeglieder als auch die der Bevölkerung Grundlage der Berechnung, spielt künftig nur noch die Einwohnerzahl eine Rolle – ein Nachteil für bevölkerungsarme Gemeinden mit vielen Kirchenmitgliedern. Für jeden Ortsansässigen fließen 13 Euro in den Etat der jeweiligen Kirchengemeinde. Allerdings nur im nächsten Jahr, in 2005 und 2006 reduziert sich der Betrag auf elf Euro.
„Weniger Geld zu haben, muss nicht automatisch bedeuten, dass vom bisherigen Angebot der Kirche etwas wegbricht“, sagt Lindemann. „Verglichen mit 1975, als wir noch einen Etat von 74 Millionen Mark zur Verfügung hatten, grenzt es für mich ohnehin an ein Wunder, dass die Kirche mit derart reduzierten Mitteln überhaupt noch am Leben zu halten ist.“
Wie kann das Modell Kirche auf der Grundlage der veränderten finanziellen Situation aussehen? Das sei die entscheidende Frage, die es zu beantworten gelte, so der Propst. „Vor fünf Jahren hatten wir noch 80 Kirchengemeinden, jetzt sind es 64. Wir sind alle gehalten, unsere Strukturen zu ändern.“ Es müsse über Regional-Pfarrämter und über weitere Fusionen nachgedacht werden.
Die Fusion haben Pastor Sven Lundius, Pastor Wolfgang Glöckner und die Gemeinde Moorfleet-Allermöhe-Reitbrook bereits hinter sich. Im Sommer begannen zudem die knapp 700 000 Euro teuren Sanierungsarbeiten an der 389 Jahre alten Dreieinigkeitskirche. Einen Teil der Kosten trägt die Gemeinde. Sie muss für das zinslose Darlehen jährlich 27 000 Euro aufbringen. Wenn nun noch der Etat um 50 Prozent gekürzt wird, „ist die Schmerzgrenze überschritten“, sagt Lundius. „Dann werden Arbeitsplätze verloren gehen.“
Er hofft, dass bei einem Gespräch, das der Propst für den 16. Dezember anberaumt hat, „wir noch nachverhandeln können“.