Das Jahr geht dem Ende entgegen, es wird Winter, aber wie wird es warm?
Liebe Leserin, lieber Leser, das ist eine gute Frage am Ende unseres Kirchenjahres. Am 1.Advent werden nicht nur die neuen Kirchengemeinderäte gewählt. Nein, es beginnt auch ein neues Kirchenjahr. Advent! Draussen kalt und innen kuschelig warm! Für viele die gemütliche, besinnliche Zeit. Mit Kerzenschein, Gebäck und Punsch! Advent ist die Erwartung – die Vorbereitung – auf die Ankunft!
In diesem Jahr 2022 ist vieles ganz anders gekommen, als erwartet! Nach der langen Coronazeit herrschte an Silvester die Erwartung, 2022 müsse besser werden. Das Gröbste sei geschafft. Wir haben es irgendwie gemeistert. Und dann kam der 24.Februar! Und mit ihm die Gewissheit, dass es in Europa wieder Krieg gibt! Für mich persönlich unvorstellbar. Und tatsächlich sind viele Gewissheiten erschüttert! Es ist von Zeitenwende bzw. Bruch die Rede.
Zurückgedreht und abgebrochen. Alte Ideen und Ideale kommen mit Macht und fürchterlicher Gewalt wieder hervor. Und fast alles muss neu bedacht werden. Vieles, von dem man meinte, es sei längst Geschichte. Fast scheint es, als kämen globale Systeme ins Wanken, als müsse sich alles neu finden. Und dabei wird längst an diesem Neuen gebaut: „Neue Seidenstraße“ und „neue globale Ordnung“ sind die Stichworte. Aber wie umgehen mit China, Russland und Katar?
Ich glaube, wir leben gegenwärtig in einer doppelten Klimakrise. Und beide Klimakrisen kommen direkt in unserem Leben an. Energie aus den herkömmlichen Quelle wie Kohle, Gas und Öl wird teurer. Allein schon deshalb müssen wir sparen. Wir können und dieses Energie verbrauchende Leben nicht mehr leisten. Gas wird bis zu sechs mal teurer. Strom bis zu drei
mal! Diese steigenden Kosten betreffen uns ganz persönlich, als Gesellschaft und auch als Gemeinde. Große Gebäude benötigen viel Energie. Eine Kirche zu heizen war noch nie ganz billig. Aber nun ist es fast unmöglich. Deshalb gibt es vom Kirchenkreis Hamburg-Ost
Einsparrichtlinien. Diese sind schon von Dorothee Stolzenburg in Billwerder beschrieben worden. Deshalb sei es hier kurz wiederholt:
• Kirchen sollen nur noch 5-8 Grad Celsius warm sein. Das bedeutet im Klartext, sie werden nicht mehr beheizt. Dabei soll aber die relative Luftfeuchtigkeit nicht über 70% steigen. Das wird wahrscheinlich eine unlösbare Aufgabe werden.
• Wöchentliche Kontrollen sind angezeigt. Strategien zur Erhaltung von Kunst- und Wertgegenständen, Orgeln und Altären müssen schnell bedacht werden.
• In den anderen Räumlichkeiten soll es höchstens noch 19 Grad Celsius erwärmt werden.
• Kirchen und Gebäude sollen nicht mehr beleuchtet werden, wenn die Verkehrssicherheit es ermöglicht.
Aus diesen Gründen hat der Kirchengemeinderat beschlossen, dass
• die Dreieinigkeitskirche Allermöhe-Reitbrook nur noch am Heiligen Abend beleuchtet wird.
• die Gottesdienste nach Weihnachten aus unseren Kirchen St.Nikolai Moorfleet und der Dreieinigkeitskirche Allermöhe-Reitbrook in die jeweiligen Gemeindehäuser verlegt werden.
Das alles ist gut möglich und ist auch schon mit guten Erfahrungen vor Jahren erprobt worden. Ich bin guter Dinge, dass wir mit dem Zusammenrücken den Winter gut meistern werden und uns durch zwischenmenschliche Nähe durchaus warm werden wird.
Bei all diesen Gedanken bin ich mir bewußt, dass viele Menschen auf dieser Erde leben, die diese guten Ausweichmöglichkeiten nicht haben. Diese Maßnahmen des Verzichts sind ein erster kleiner – notwendiger – Schritt in einer sich verändernden Welt. Hoffentlich helfen wir alle damit, die Not ein wenig zu lindern und mit den Menschen, die Opfer von Krieg und Gewalt sind, solidarisch zu sein.
Michael Ostendorf