Abschied Pastor Sven Lundius
„Alles hat seine Zeit… . Bleiben hat seine Zeit – doch Gehen hat auch seine Zeit“
Nach Prediger 3
Liebe Gemeinde,
„Alles hat seine Zeit… . “ Unter diese Worte der alten israelitischen Weisheit möchte ich nun meinen Abschiedsartikel in unserem Gemeindebrief stellen, den ich nach über 12 Jahren Leben und Wirken als Pastor in der St Nikolai Kirche Billwerder und der Dreieinigkeitskirche Allermöhe-Reitbrook schreibe… – und ich tue dies mit einem lachenden und einem weinenden Auge
Mit einem lachenden Auge, weil ich eine neue Pfarrstelle bekommen habe, auf die ich mich seit langer Zeit wieder richtig freuen und in der ich als Pastor, aber auch Vater und Ehemann noch einmal ganz neu durchstarten kann.
Ein weinendes Auge fühle ich aber auch in mir, blicke ich doch nicht ohne Wehmut auf diese über 12 Jahre in meiner – manchmal allerdings arg komplizierten und kräfteaufreibenden – Verbundpfarr-stelle Allermöhe-Reitbrook und Billwerder zurück.
In diesen 12 sehr ausgefüllten Jahren habe ich Marschländer Land und Leute, aber auch deren Ecken und Kanten kennen – und teilweise immer mehr schätzen gelernt.
Meine beiden Söhne Pascal und Pierre sind hier aufgewachsen, in diesen Jahren haben meine Frau Francoise und ich Freundschaften in Allermöhe, Billwerder, Reitbrook und Moorfleet geschlossen und – in ruhigen Stunden – auch einmal die schöne Landschaft im Frühjahr oder Sommer genossen.
Naturgemäß habe ich in meinen beiden Gemeinden unterschiedliche Erfahrungen gemacht, die ich hier nicht alle aufzählen kann und will.
Denn: Während in Allermöhe-Reitbrook die Sanierung der Dreieinigkeitskirche und v.a. die Fusion mit Moorfleet viele Kräfte band und verschlang, konnte ich mich in Billwerder von Anfang auf meine Gemeindearbeit konzentrieren, zumal ich hier immer mit einem verantwortungsvollen Kirchenvorstand [heute: Kirchengemeinderat] zusammenarbeiten durfte, der mich weitgehend von Verwaltungsarbeit entlastet hat.
Gerne denke ich zudem an die beiden KinderKirchen zurück, die ich 2001 in Billwerder und 2005 in Allermöhe dank der tollen Ehrenamtlichen aufbauen konnte… – und es tut gut, zu erleben, wie die neuen Ehrenamtlichen nun ihre jeweilige KinderKirche weiterführen wollen.
Die Konfi- und Jugendarbeit hat mir immer schon sehr viel bedeutet, denn sich mit Jugendlichen gemeinsam auf den Weg zu machen, war und ist meine Grundphilosophie.
Die teilweise echt phantasievollen Jugendgottesdienste der Konfis [Konfi-Prüfungen] waren neben den Konfirmationen nicht nur für mich immer echte Höhepunkte des Gemeindelebens.
Aber auch die Senioren sind mir im Laufe der Jahre immer mehr ans Herz gewachsen – ich habe verstanden, wie wichtig gerade für ältere Menschen so ein Kreis ist. Und besonders die vielen gemeinsamen Ausfahrten unserer Senioren aus Allermöhe-Reitbrook und Billwerder waren auch für mich immer wieder willkommene Unterbrechungen des Alltags… – nicht nur wegen der Singeinlagen übers Busmikro.
Aber: Zur Gemeindearbeit gehören nicht nur solche schönen, sondern auch schwere Momente… :
So ist mir in den 12 Jahren immer deutlicher geworden, wie wichtig es ist, als Pastor Zeit für Menschen zu haben… . Zeit, Kraft und Einfühlungsvermögen insbesondere für Menschen, die in Trauer sind, um sie verantwortungsvoll und seelsorgerlich auf ihrem Trauerweg zu begleiten.
Schließlich ist mir die Zusammenarbeit mit den dörflichen Vereinen, der Liedertafel Frohsinn, den Dorfgemeinschaften aus Billwerder und Reitbrook, den Landfrauen, den Freiwilligen Feuerwehren…, um nur einige zu nennen, im Laufe der Jahre immer wichtiger geworden.
Genau wie der Kampf um den Erhalt unserer Grundschule Mittlerer Landweg… . Denn eine gute Zusammenarbeit zwischen Schule und Kirche hilft allen – und das weit über einen gemeinsamen Laternenlauf und oder Schulanfängergottesdienst hinaus.
Last, but not least fällt mir in diesem kleinen Rückblick noch mein Engagement für den Erhalt der Marschlande ein – an der Seite von vielen anderen aus der Region, die die hiesige Kulturlandschaft erhalten wollen .
All das und noch viel mehr habe ich hier mit vielen Menschen erlebt – all das und noch viel mehr hatte seine Zeit…
„Alles hat seine Zeit…: Bleiben hat seine Zeit – doch gehen hat auch seine Zeit!“
Meine Verabschiedung ist am 10. November um 15 Uhr in der Dreieinigkeitskirche Allermöhe- Reitbrook geplant, meine letzten Gottesdienste werden am Volkstrauertag, den 17. November sein. Doch, wenn Sie diese Zeilen lesen, dann sind meine Familie und ich bereits umgezogen, da ich am 1. Dezember um 15 Uhr in St Gabriel in Bambek von Pröpstin Astrid Kleist eingeführt werde.
Von daher wünsche ich „meinen“ alten Gemeinden von Herzen alles Gute und Gottes Segen für den weiteren Weg – nun ohne mich. Ich hoffe, dass die neue pastorale und gemeindliche Struktur ein besseres Arbeiten in den Marschlanden ermöglicht! Den verantwortlichen Kirchengemeinderäten wünsche ich dabei, dass Gottes Heiliger Geist sie in ihren Entscheidungen immer leiten und begleiten möge!
Meine Frau Francoise, unsere Kinder Pascal und Pierre und ich freuen uns nun als Familie sehr auf diesen Neuanfang in Barmbek und hoffen, dass Sie sich auch mit uns freuen können.
Mit lieben Grüßen
Ihr ehemaliger Pastor Sven Lundius