Gerd Langeloh: Leserbrief zum bz-Artikel „Fusioniert und doch nicht vereint“

veröffentlicht am 12. Juni 2006

 

Die Behauptung, in der Kirchengemeinde Moorfleet-Allermöhe-Reitbrook „rumort es“, kann ich so nicht bestätigen, zumindest nicht was die Gemeindearbeit angeht. Ich gehöre zwar nicht dem Kirchenvorstand an, kenne aber alle Vorstandsmitglieder. Einen wahrhaftigen Streit oder eine Disharmonie kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Eine interne sachbezogene Diskussion kann ja dafür wohl nicht gemeint sein, denn diese wäre ja sogar wünschenswert. Ganz im Gegenteil empfinde ich, dass sich auf vielen Gebieten trotz der unterschiedlichen Strukturen bereits ein positives Gemeindeleben entwickelt hat. Es wächst vielleicht nicht so schnell, wie mache es sich vorgestellt hatten, aber es entwickelt sich durchaus sehr positiv (es hat ja wohl niemand im Ernst erwarten können, dass mit einer Fusion die drei Stadtteile gleich eine Einheit werden. Dies braucht doch nun einmal seine Zeit).

Ich persönlich habe seit der Fusion viele positive Erfahrungen in unserer Gemeinde gemacht. In vielen Gesprächen und Begegnungen habe ich neue Freunde kennen gelernt und viele angeregte Gespräche geführt, auf die ich ungern verzichten möchte. Es gibt kein Kirchenvorstandsmitglied einschließlich der Pastoren, zu denen ich eine negative Beziehung hätte.

Allein die Konstellation der Pfarrstellen ist es, die Unbehagen hervorruft. Sie ist der einzige Grund, der bei einzelnen Gemeindemitgliedern zu Überlegungen führt, über andere Formen einer Gemeindestruktur nachzudenken. Vor nicht all zu langer Zeit hatte jeder Pfarrbezirk unserer Gemeinde „eine volle“ Pastorenstelle. Heute hat der Pfarrbezirk „Allermöhe-Reitbrook“ eine halbe Pastorenstelle. Die andere Hälfte verbringt Pastor Lundius in der selbständigen Gemeinde „Billwerder“. Der Pfarrbezirk „Moorfleet“ hat hingegen heute nur noch eine viertel Pastorenstelle. Die anderen Dreiviertel verbringt Pastor Glöckner in der selbständigen Gemeinde „Ochsenwerder“, wo er auch inzwischen wohnt. Zu dieser Gemeinde gehören neben Ochsenwerder auch noch die Stadteile „Spadenland, Tatenberg und Moorwerder“.

Zugegeben, wer diese Konstellation betrachtet, wird sie als unglücklich empfinden und sich vielleicht nach anderen Strukturen umschauen. Mit der gemeindlichen Arbeit haben sie aber nichts zu tun. Sie sind ausschließlich auf das dramatisch zurückgegangene Kirchensteueraufkommen zurückzuführen. Wer nun übereilt die bestehenden Strukturen in der Gemeinde verändern will (man könne doch einfach Moorfleet mit Ochsenwerder und Allermöhe-Reitbrook mit Billwerder zusammen tun), bringt die gesamte Gemeindearbeit, die sich gerade zu festigen beginnt, wieder ins Wanken. Auf der anderen Seite kann sich jeder vorstellen, dass angesichts der weiteren Entwicklung beim Kirchensteueraufkommen die momentane Konstellation nicht von Dauer sein wird. Es werden mit Sicherheit weitere tiefgreifende Einschneidungen auf uns zukommen. Bischöfin Maria Jepsen hat nämlich unlängst angekündigt, dass weitere Gemeindezusammenlegungen beschlossen wurden (in der Stadt werden bereits die ersten Kirchen verkauft). Wer nun glaubt, dass man die Gemeindestrukturen immer den jeweiligen Veränderungen anpassen muss, läuft ganz große Gefahr, dass es Ende nur Verlierer gibt.

Was ist zu tun? Ich denke, dass alle Gemeinden im Landgebiet mit Ihren Kirchenvorständen immer enger zusammenarbeiten müssen, damit man im Strukturwandel nicht zerrieben wird und sich neue Formen der gemeindlichen Arbeit entwickeln können. Der Druck von Außen muss ganz einfach dazu gebracht werden, dass das gemeindliche Leben in unseren Gemeinden gefestigt und positive Energie für neue Formen der Zusammenarbeit freigesetzt wird. Es gibt nach meinem Verständnis ein Vielfaches mehr an Verbindendes in unserer Gemeinde bzw. unseren Gemeinden als das Trennende.

In diesem Sinne freue ich mich mit Bischöfin Jepsen auf die zukünftige Arbeit in unseren Landgemeinden.

Gerd Langeloh,
Vorderdeich 275, 21037 Hamburg