Neuer Gemeindebrief mit Grußwort von Pastor Meyer-Träger
Der neue Gemeindebrief UNS KIRCH für die Monate Dezember, Januar und Ferbruar 2017/2018 ist erschienen und wurde bereits verteilt.
Weitere Exemplare liegen in der Kirche aus und sind im Gemeindebüro erhältlich.
Nachstehend das darin enthaltene Grußwort von Pastor Meyer-Träger:
Noch einmal
… weil’s so schön war. So haben offenkundig viele gedacht, als sie bei einer Befragung durch die Bergedorfer Zeitung dafür stimmten, dass der Reformationstag auch zukünftig ein gesetzlicher Feiertag sein soll. Und das finde ich auch.
Dabei ging es ganz offenbar für die meisten nicht nur einfach darum, einen freien Tag zusätzlich zu haben, sondern sie wollten die Verdienste Luthers beziehungsweise der Reformation würdigen. Diese Aussage deckt sich auch mit dem, was wir bei uns am 31.10.2017 im Abendgottesdienst beobachten konnten. Die Kirche war gut besucht – 140 Menschen waren gekommen, um in einem musikalischen Festgottesdienst das Jubiläum der Reformation zu feiern. Zugleich war zu hören, dass Vertreter der Wirtschaft sich dagegen aussprechen, einen neuen Feiertag einzuführen. Mir allerdings leuchtet es nicht ein, wenn behauptet wird, dass etwas weniger an Arbeit gleich dazu führen soll, dass eine Wirtschaftskrise über Deutschland herein bricht. Schauen wir uns die Situation in Bayern an. Dort gibt es mehr Feiertage als bei uns (katholische nämlich) und trotzdem steht Bayern im bundesweiten Vergleich wirtschaftlich ausgezeichnet da.
Nach meiner Überzeugung sind Feiertage immer dann sinnvoll und auch (volkswirtschaftlich) nützlich, wenn sie tatsächlich inhaltlich gefüllt sind. Wenn, anders gesagt, es nicht nur um Freizeit geht, sondern wenn der Feiertag dazu dient, innezuhalten und zu bedenken, wer man selbst ist. Nachdem die ehemalige DDR dem Bundesgebiet beigetreten war, wurde von einigen dieser Bundesländer, die Stammlande der Reformation gewesen waren, das Reformationsfest als Feiertag eingeführt. Zwar sind die Christen dort in einer verschwindenden Minderheit, dennoch sollte mit Stolz auf die eigene Tradition zurück geblickt werden. Aus meiner Sicht war das ein Schritt in die richtige Richtung.
Feiertage dienen, wie es in der Verfassung heißt, der Erhebung. Sie stiften Identität beziehungsweise verschaffen Klarheit darüber, welche Werte in der Gesellschaft wichtig sein sollen. Die Reformation hat in bedeutender Weise dazu verholfen, dass die Laien ihre Rechte gegenüber der kirchlichen Obrigkeit formulieren und durchsetzen konnten. Damit ist die Reformation ein wichtiger Schritt zu unseren Bürgerrechten gewesen. Die kulturelle Bedeutung der Reformation kann man gar nicht hoch genug veranschlagen. Durch Luthers Übersetzung der Heiligen Schrift ist überhaupt erst die deutsche Schriftsprache, wie wir sie kennen, entstanden. Ihr Einfluss in der Musik, der Literatur und den bildenden Künsten ist enorm. Menschen, die sich ihrer eigenen Geschichte bewusst sind, bilden eine starke Gemeinschaft. Für mich folgt daraus, dass der Reformationstag ein allgemeiner staatlicher Feiertag sein sollte, weil die Verdienste der Reformation für alle Menschen in diesem Land prägend sind – unabhängig davon, ob sie einer anderen Religion angehören, ob sie nicht religiös, oder ob sie Lutheraner sind.
Nicht diskutiert wird etwa, ob Weihnachten ein Feiertag sein sollte. Dann gäbe es nämlich einen Aufstand. Alle feiern gerne Weihnachten – auch dann, wenn sie keine Christen sind. Und bei uns können alle, die möchten, in den nächsten Wochen erfahren und erleben, was wir Weihnachten feiern. Herzlich willkommen bei unseren Gottesdiensten!
Andreas Meyer- Träger