Kirchenglanz mit Licht und Schatten
Das sanierte Bauwerk wird schön – aber auch sehr teuer Die Gemeinde lebt von der Substanz. Die frühe Darlehensrückzahlung ab 2005 kippt die Finanzen.
Von Wiebke Schwirten in der Bergedorfer Zeitung vom 12.11.04
Allermöhe. Die Kosten für die Sanierung der Dreieinigkeitskirche in Allermöhe-Reitbrook sind niedriger als ehedem angenommen. Dennoch könnte die Rückzahlung des Darlehens das Faß zum Überlaufen bringen: 7500 Euro jährlich kippen die Finanzen.
Das befürchtet Pastor Sven Lundius. Schon jetzt sind die Rücklagen der Gemeinde angegriffen, müssen erneut für den nächsten Haushalt herhalten. Anders als erhofft, muss das Darlehen schon sehr früh, nämlich ab 2005, zurückgezahlt werden. „Dann geht es ans Tafelsilber, müssen Häuser verkauft oder Personal eingespart werden“, sagt Lundius. Er will versuchen, den „Haushaltskiller“ noch zu zu zähmen, das Darlehen als Zuschuß zu bekommen. Doch das wird schwierig.
Der Kirchenkreis steht darauf, dass die Gemeinde etwa ein Drittel Eigenanteil übernimmt. Und der reduziert sich bei geringeren Gesamtkosten eben auch nur anteilig, aber nicht ganz.
Die Sanierung, bei der unter anderem das Dach und Fachwerk aufwendig erneuert wurden, wird 514000 Euro verschlingen. Viel mehr als ganz zu Anfang im Jahr 2001 gedacht und doch um 176 000 Euro weniger als die im vergangenen Jahr veranschlagten 690000 Euro Gesamtkosten.
Die angespannte Finanzlage der Gemeinde drückt die gute Stimmung über die Herrichtung des Kirche, deren Turm von zu den ältesten, erhaltenen Bauwerken Hamburgs zählt. Zudem gehen manche Arbeiten eher schleppend voran. So sind die etwa zehn Mitarbeiter der „Bauhütte“ (Bauabteilung des Kirchenkreises) eben nicht in allen Detailarbeiten geübte Spezialisten. Doch die Zeit rängt: „Bis März 2005 müssen alle Arbeiten abgerechnet sein – sonst gewährt die Stiftung Denkmalschutz nicht die volle Unterstützung von 80000 Euro“, erklärt Klaus Busch vom Kirchenvorstand.
Immerhin: Die „Bauhütte“ stellt die Arbeitskraft für die Sanierung der Kirche mehrwertsteuerfrei zur Verfügung. Und die Bauleitung durch den Kirchenkreis Alt-Hamburg kostet die Gemeinde nichts. Noch nicht. Denn ab 2005 soll auch dieser Service verkauft werden. Dem Kirchenkreis geht es nicht anders als der Gemeinde: Die Kassen sind leer.
Trotz alledem ist der Grund der aktuellen Finanzdiskussion ein erfreulicher: Noch vor Weihnachten soll das letzte Baugerüst an der Dreieinigkeitskirche weichen, das Prachtstück in frisch renoviertem Glanz erstrahlen. Zur Zeit wird noch kräftig am Turm gewerkelt, der mit gut 20000 Schindeln aus Eiche neu gedeckt wird. Zudem wird das Dachgestühl vom Staub der Jahrhunderte befreit. „Es wird wunderbar sein, in dieser schönen Kirche den Weihnachtsgottesdienst zu gestalten“, schwärmt Pastor Lundius.