Neuer Gemeindebrief mit Grußwort von Pastor Michael Ostendorf

veröffentlicht am 1. Dezember 2024

Liebe Leserin, lieber Leser,

es erstaunt mich immer wieder aufs Neue, was einem so auf dem Weg und scheinbar nebenbei begegnet und in den Bann zieht.

Diesmal führte mich der dienstliche Weg auf den Friedhof nach Ahrensburg.

Da ich dort vorher noch nicht gewesen war, bin ich rechtzeitig losgefahren. Die Kapelle anschauen und auch den Ort drumherum. Schön ist es dort. Langsam ging ich durch die Reihen. Ein Stein – besser: eine Stele – ließ mich besonders aufmerken: Ein großer hochstehender rechteckiger Stein. Auf der einen oberen Seite ist dieses Labyrinth eingemeißelt. Das musste ich mir näher ansehen. Das Handyfoto habe ich mit nach Hause gebracht. Ist das wirklich ein Labyrinth? Etwas, worin man sich entscheiden muss und auch wirklich verlaufen kann. Auf den ersten Blick schon.

Folge ich aber dem Weg von ganz unten rechts entlang nach oben, merke ich, dass es nur diesen einen Weg gibt. Kreisend, konzentriert auf die Mitte hin komme ich dort an. Im Zentrum – der Mitte, um die herum ich gekreist bin. An manchen Stellen konnte man anstoßen und es ging auch mal wieder zurück in die andere Richtung. Das Ziel konnte aber nicht verfehlt werden!

So gräbt sich dieser Weg in den Stein hinein. Die Begrenzungen scheinen aus dem Ganzen des Steins herauszuwachsen. Dieses eine „Kreislabyrinth“ macht genau diese Stelle im Stein einmalig. Ist das ein Bild für das Leben – für mein Leben? Ist das ein SinnBild? Kann sich beim Betrachten Sinn erschließen? Ich kann diese Fragen für mich mit einem klaren „Ja“ beantworten. Zuerst das Aha-Erlebnis: Das ist kein Labyrinth. Das ist ein Kreisel!

Dinge sind oft anders, als sie auf den ersten Blick scheinen. Vieles im meinem Leben erschien mir wie ein undurchdringliches Labyrinth. Zu oft schien ich falsch abgebogen zu sein. Zu oft musste ich Pause machen. Mich neu orientieren. Zurücklaufen oder mir den Kopf stoßen. Anecken!

Und nun dieses in Stein gemeißelte Bild. Diese Beziehung von Innen und Außen. Der äußere große Stein aus dem heraus sich ein innerer Weg bahnt, der gar nicht so verworren ist. Der sein Ziel trotz manchem Richtungswechsel beharrlich findet. Zuerst ist der Kreis riesengroß und umrahmt diesen Lebensweg, der dann immer kleinere Kreise zieht und letztlich geborgen ans Ziel gelangt. Fast scheint dieser Weg zwangsläufig zu sein. Da kann das Ziel überhaupt nicht verfehlt werden! Ich komme einfach an. In der Mitte. Sie läßt sich ganz von alleine finden! Fast ganz ohne Anstrengung.

Tatsächlich lässt mich dieses Bild erleichtert auf das Leben und meine Anstrengungen schauen. Mir vermittelt es Geborgenheit. Vielleicht steht dieser große Stein für das mich umgebende Leben, die Erde, die Menschen, das Universum – das alles. Und mein Weg – mein Leben – schreibt sich da hinein und findet in allem zu sich selbst. Schön!

So kann ich das Kirchenjahr ausklingen lassen, wenn die Namen der Verstorbenen aus unseren Gemeinden verlesen werden und jeweils ein Licht für sie angezündet wird. Mich tröstet dieses Bild, weil es für mich ganz persönlich für Gott steht, der mich in allem umgibt. Und so kann ich das neue Kirchenjahr im Advent beginnen. In der Erwartung, dass diese Gegenwart Gottes uns im Menschen Jesus immer wieder neu begegnet!

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Adventszeit, ein besinnliches
Christfest und ein erfülltes Jahr 2025!

Ihr Pastor Michael Ostendorf