Wie gut, daß Herbert Witt so gern schreibt
Artikel und Photoausschnitt aus der Bergedorfer Zeitung vom 05.01.2006
Allermöhe (ten). Ob er schauspielert, schreibt oder vertellt: Herbert Witt zuzuhören oder seine Zeilen zu lesen, ist ein Vergnügen. Der gebürtige Allermöher steckt voller Geschichten. Wie gut, daß der 79jährige so gern schreibt.
Denn so erhält Herbert Witt viele seiner Erlebnisse, Gedanken und Nachforschungen. Und sie sind es allemal wert, nicht in Vergessenheit zu geraten. Regelmäßig bereichert der langjährige Spielführer der Theatergruppe der Liedertafel Frohsinn das Allermöher Gemeindeblatt „Die Brücke zum Nachbarn“ – natürlich op Platt. Es sind kurzweilige Geschichten, die dem Leser oft ein Schmunzeln entlocken. Herbert Witt versteht es, Wissenswertes locker zu vermitteln. Seine erste Geschichte im Gemeindeblatt Anfang 2003 erzählt von Peter und Paul. Humorvoll berichtet Witt vom Diebstahl der beiden Heiligen Figuren aus der Dreieinigkeitskirche. Vergnügt erlebt der Leser ihren Ausflug nach „St. Liederlich“ – St. Pauli. Völlig geschafft und lädiert kamen die beiden erst 13 Monate später wieder nach Allermöhe. In einer anderen Ausgabe geht es um Trina. Inspiriert
durch einen Grabstein an der Dreieinigkeitskirche überlegte sich Witt, wie Trina, die 1646 als 50jährige starb, wohl gelebt hatte. Grünkohl etwa, hat sie ohne Kartoffeln essen müssen – die wurden erst 130 Jahre später entdeckt. In 32 Ehejahren gebar sie 16 Kinder, was eine
afrikanische Besuchergruppe in den 1990er Jahren zu Beifall hinriß.
Doch nicht nur die Texte in der Brücke sind das Lesen wert. Herbert Witt hat zudem zwei Theaterstücke geschrieben und in diversen Rollen brilliert. Ein einmaliges Zeitdokument verfaßte er mit Hilfe seiner alten Reiseschreibmaschine. Es er zählt die letzten Monate des Zerstörers „Z 43″ , auf dem Witt zum Kriegsende Dienst tat.
„Schreib das auf“, hat ihm seine Mutter Paula geraten. Vor gut zehn Jahren nahm sich der Allermöher dies zu Herzen. 89 Geschichten sind seither entstanden. Dabei geht es um Erinnerungen wie zum Beispiel die „Weltreise“ nach Glückstadt oder das Hökern auf dem Markt. Viele Geschichten leben von dem Witt’schen Witz – wie die „Kartoffelkampagne“ von 1942. Herbert Witt und seine Schulkameraden mußten an der B 5 Kartoffeln aus dem Feld buddeln. In einem Marmeladeneimer sammelten die Jungs aber auch Feldmäuse. Die trugen sie nach Feierabend bis zur Holtenklinke und stiegen damit in den rappelvollen Zug. Zur gleichen Zeit fuhren die Frauen, die in Krümmel Munition fertigen mußten, Richtung Bergedorf. Klar, was passierte, als einer der Lümmel an den Eimer stieß, der im Gang abgestellt war.
Zur Zeit arbeitet Herbert Witt wieder an einem Vortrag, den er in der Reihe „Freitagabend in der Kirche“ in Allermöhe halten wird. Das Thema: die Entstehung der Vier- und Marschlande und die besondere Rolle der Elbe. Mehr wird noch nicht verraten. Doch der Zuhörer darf gewiß sein: Es wird ein kurzweiliger Abend werden.