Gemeindefusion als Vernunftehe

veröffentlicht am 27. Januar 2002

„Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist auch mein Volk, und dein Gott ist auch mein Gott.“‚ Ruth 1,16b

Liebe Gemeinde in Moorfleet-Allermöhe-Reitbrook, mit diesem Spruch aus dem Buch Ruth, der gerne von Brautpaaren als Trauspruch gewählt wird, möchte ich Sie einstimmen auf unsere erste Ausgabe der „Brücke zum Nachbarn“ im neuen Jahr.

Wenn zwei ehemals selbständige Kirchengemeinden mit einer jeweils mehrhundertjährigen Tradition beschließen, ihre Unabhängigkeit aufzugeben und aufeinander zuzugehen, um nunmehr eine Großgemeinde zu werden, dann ist das schon ein bedeutender, ein historischer Schritt.

Aus meinen Gesprächen und Besuchen der letzten Wochen weiß ich, dass die meisten Menschen in unserer neuen Gemeinde nicht unbedingt in laute Jubelrufe fallen angesichts dieser Gemeindefusion. Nein, eine „Liebesheirat“ ist das nicht unbedingt, was nach 3jährigen Verhandlungen seit dem 1. Januar 2002 nun existiert und wir in dem großen Festgottesdienst am 13. Januar auch kirchlich gewürdigt haben. Diese Fusion ist eher eine Art „Vemunftehe“, die z.B. mit Gütertrennung der Haushalte arbeitet. Denn alle Verantwortungsträger und -Trägerinnen haben eingesehen, dass die Heraus forderungen der kommenden Jahre gemeinsam besser bewältigt werden können: „Gemeinschaft macht stark“ Diese alte Weisheit gilt heute mehr denn je, gerade angesichts der zu erwartenden kirchlichen Entwicklung in den Vier? und Marschlanden. Aber: Auch wenn es im Jahr 1 der Fusion noch eine reine Vernunftehe sein mag, so heißt es nicht, dass daraus nicht auch eine Herzensangelegenheit werden könnte.

Mut machend fand ich daher eine Rückmeldung auf dem Empfang nach dem Fusionsgottesdienst: Ein Landwirt aus Reitbrook sagte mir: „Wissen Sie, das ist wie bei unseren Betrieben. Wir brauchen unsere Tradition und unsere Vergangenheit, damit wir ein festes Fundament unter unseren Füßen haben. Aber, wenn wir nicht kaputt gehen und weiterleben wollen, dann müssen wir weitergehen und neue Wege finden und nicht nur in die Vergangenheit, sondern in die Zukunft schauen.“

Vielleicht sollten wir die diesjährige Passionszeit als Vorbereitungszeit auf das Osterfest diesmal auch dazu nutzen, um darüber nachzudenken, was dieser Mann aus Reitbrook gesagt hat. Denn auch Ostern markiert einen neuen Anfang für uns Menschen. Gottes Segen begleite uns alle, nicht nur, aber auch in Moorfleet, Allermöhe und Reitbrook,

Ihr Pastor Sven Lundius