Die Bilder von Max Grunwald in der Dreieinigkeitskirche

veröffentlicht am 6. August 2015

Max Grunwald –
Maler aus Berlin und bekennender Christ

 

Betritt der Besucher die Dreieinigkeitskirche, umfängt ihn zunächst der Eindruck eines einheitlichen, farblich abgestimmten Raumes einer alt-ehrwürdig barocken Dorfkirche. Bei näherem Hinsehen wird er allerdings an der Orgelempore und an der Predella (Sockel des Flügelaltars auf dem Altartisch) eine Reihe von moderneren, fast expressionistisch anmutenden Bildern erkennen: zehn Bilder aus dem Leben Jesu an der Empore und eine Darstellung des letzten Mahles Jesu mit seinen Jüngern an der Predella. Gemalt hat sie Max Grunwald, ein Maler aus Berlin-Wittenau, Anfang der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts.

 

Abendmahl - Max Grunwald, 1953

Abendmahl – Max Grunwald, 1953

 

Im Zuge einer großen Renovierung war der Baxmannsche Altaraufsatz, der vorher direkt auf dem Altartisch gestanden hatte, durch einen breiten Sockel angehoben worden, für den dann das heutige Abendmahlsbild von Max Grunwald geschaffen wurde. Seine moderne Gestaltung hatte im Vorfeld für heftige Diskussionen zwischen dem Denkmalschutzamt und dem Kirchenvorstand unter Pastor Dwenger gesorgt. Aber am Ende konnte der Kirchenvorstand sich mit dem Entwurf Grunwalds durchsetzen. Das Bild ergänzt überdies das Programm des Baxmann-Altares um einen wesentlichen Bestandteil unseres Glaubens.

Die Ausmalung der vorderen Seite der Orgelempore 1955 mit zehn Bildern aus dem Leben Jesu ersetzte die 1900 beim Pfarrhausbrand verloren gegangene Ausmalung. Grunwalds Bilder sind links und rechts jeweils von einem Bild der Evangelisten eingerahmt, gemalt von Willi Langbein. Dieser hat auch die Kanzelbilder und die Kehlen des Längsgewölbes des Innenraumes geschaffen.

Die Bildreihe aus dem Leben Jesus beginnt links mit der Ankündigung der Geburt Jesu an Maria durch den Engel Gabriel, erzählt ausführlich die Weihnachtsgeschichte und führt dann über die Episode vom zwölfjährigen Jesus im Tempel (zu Allermöhe, den man erkennt im Hintergrund den Baxmann-Altar!) zur Taufe Jesu durch Johannes den Täufer.

 

Bilder von Max Grunwald an der Orgelempore

Bilder von Max Grunwald an der Orgelempore

 

Grunwald hat wie schon die Maler des Mittelalters die Anfänge der Geschichte Jesu einfach in die  Gegenwart der Marschlande, konkret Allermöhe-Reitbrooks, verlegt. Menschen, Häuser und die Landschaft kommen uns bekannt vor. Außer der Darstellung des zwölfjährigen Jesus vor dem Baxmann-Altar (9. Bild) sind auf dem ersten und zweiten Bild Abbildungen der Dreieinigkeitskirche zu erkennen. Über den Orts- und Zeitbezug hinaus hat Grunwald es verstanden, seine Bilder in ihrer Farbgebung dem übrigen Kirchenraum so geschickt anzugpassen, dass der Betrachter sie auf den ersten Blick kaum als Bruch empfindet. Das gilt auch von dem Abendmahlsbild am besonderen Ort zwischen Altartisch und Altaraufsatz, das in seinem Kontrast zu den Schnitzbildern des Altars und seiner Farbgebung fast expressionistisch anmutet.

Während die Persönlichkeit von Künstlern häufig hinter ihren Werken zurücktritt, und wir oft wenig von ihnen wissen, hat uns ein Besuch der Tochter des Malers, Christiane Grunwald, in Allermöhe in den 1990er- Jahren auf eine beeindruckende Spur seines Lebens geführt: Geboren 1889 in Berlin Reinikendorf, beschäftigte Max Grunwald sich von Kindheit an mit Zeichnen und Malen. In seiner Ausbildung in den Bühnenwerkstätten des Königlichen Theaters in Berlin fand er die Aufmerksamkeit und Förderung des bekannten Malers Max Slevogt. Nach weiteren Ausbildungen und Studien, Beginn freien Arbeitens und Teilnahme am 1. Weltkrieg mit anschließender französischer Kriegsgefangenschaft heiratete er 1920 Helene Siedtmann in Berlin-Wittenau. Er zog auf den Hof der Schwiegereltern und konnte sich dort im ehemaligen Pferdestall ein Atelier einrichten. Der Hof lag gegenüber der alten Dorfkirche von Wittenau. Grunwald hat sich, möglicherweise schon durch die Abstammung seiner Mutter von den vertriebenen Salzburger Protestanten verpflichtet, schon früh dem christlichen Glauben verbunden gefühlt. Biblische Motive kommen in seiner Malerei häufig vor. U. a. hat er in den zwanziger Jahren den berühmten Isenheimer Altar von Matthias Grünewald vollständig kopiert. Als in den dreißiger Jahren der Nationalsozialismus sich auch in der Kirche in Gestalt der Deutschen Christen (DC) breit machte, geriet Grunwald in Konflikt mit dem Ortspfarrer in Wittenau. Dieser machte keinen Hehl aus seiner positiven Einstellung zur NS-Ideologie und tat dies auch öffentlich kund. Grunwald gründete darauf hin mit Freunden eine kleine Gemeinde, die sich der Beken-nenden Kirche (BK) anschloss und in seinem Haus zu offiziell verbotenen Gottesdiensten einlud und Versammlungen abhielt. Er selbst gehörte der BK seit ihren Anfängen an, arbeitete in Synoden und Bruderräten mit. Manche Verfolgte des NS-Regimes fanden bei ihm Unterschlupf. Schließlich gehörte er einer Delegation an, die sich für die Freilassung des von der Gestapo verhafteten und ins KZ Oranienburg überstellten BK-Pfarrers Martin Niemöller einsetzte und persönlich beim Justizministerium, bei der Gestapo und beim Kirchenministerium Einspruch erhob. Auf Grund seines Alters wurde der Künstler im 2. Weltkrieg zunächst nicht eingezogen und konnte in seinem Beruf weiter arbeiten. Nach dem Krieg überwiegen in seiner Malerei religiöse und biblische Motive. Er blieb weiterhin in seiner Kirche tätig und engagiert.
Am 19. Mai 1960 starb Max Grunwald. Sein Nachlass zunächst von seiner Tochter verwaltet, ging später in die Verantwortung des heutigen Max-Grunwald-Hauses, eines Seniorenwohnheims in Berlin- Wittenau über.

Seine Bilder in der Dreieinigkeitskirche sind Teil seines Werkes und erinnern uns an diesen Maler und bekennenden Christen in dunkler Zeit.

Hans-Jürgen Preuß