Herbert Witt: Dat Nickerchen

veröffentlicht am 11. März 2008

In miene Kinnertied seet miene Oma nohmeddags jümmers in eehre Lehnstohl und knüddel‘ swatte Wullstrümp. Dorbi drüselte se denn ganz sutje in. Dat Knüddeltüch sackte in den Schoot und de Kopp noh vor op de Bosst, wo he bi’t Jappen jümmers so’n beeten op- und doolwüppte.
Denn heet dat: „Pst! Oma mokt eehr Nickerchen.“
Ick heff ok mol Nickerchens mokt. Dorop kann ick mi noch good besinnen.

Dat erste Mol an’n 7. November 1944. Wi kämen mit unseren Zerströrer vun See und möken Klock twölf in Gotenhoben fast. Wieldes mien Kameroden dornoh free harrn und sick landfein mokten, müsst ick noch twee Stünnen lang op „Nachkühlwache“ trecken, d.h. ick müsst dorför sorgen, datt de Maschinen nich to gau afköhlten. Achteran harr ick ok free. An Land gohn wull ick wegen dat Schietwedder buten nich. Also söcht ick mi eenen schönen warmen Placken för een Nickerchen. Dorbi bün ick aller- dings deep inslopen.
Klock söss bi de Vollzähligkeitsmeldung fehlte Matrose Witt. Dat ganze Schipp hebbt se dörch- söcht. Blots in Keetelruum 3 op Keetel 6 hett keeneen nohkeken. Man hett mi äs „vermißt“ meldt.

Klock acht harr ick utslopen. Gau birste ick noh vorn in’t Wohndeck.
Man, geef dat dor een Hallo. Furts schull ick mi bi unsern Ll (den Leitenden Ingenieur) melden. Na, dacht ick, wat dor woll för een Anschiss bi rut- suurt.

„Matrose Witt meldet sich zur Stelle!“ „Woher kommen Sie denn?“ „Ich habe in K3 auf dem Kessel gefilzt.“ „Na, Gott sei Dank, Sie leben ja noch! Jetzt machen Sie, dass Sie in die Koje kommen! Wegtreten!“

Wör dat allns? Dat wör allns!

Just so äs in miene Kinnertied: Kam ick een beeten to lot an’t Huus, geef dat wat an de Riestüten. Harr ick mi obers bannig verspeelt und käm orrig wat to loot, denn geef dat nix an de Riestüten. Man wör nämlich froh, datt mi nix mallört wör.

Eenige Joahrn loter, in’n Sommer 1951 is mi een ganz anneres Nickerchen mallört. Ick wör just mit de Ing.-School trecht und wull nu op de Howaldts- werft, wo ick miene eerste Anstellung kregen harr, de Welt verbeetern.

Howaldt boote dormols noch Turbinenscheep. Dormit de Chief an den Fohrstand vun de Turbine sehn kunn, ob orrer wie rüm sick de Schruuf dreiht, geef dat mang all de Manometers und Thermometers an de Tofel ok eenen „Drehrichtungsanzeiger“. Dat Dings seeg ut äs eene Klock ohne Tallen und mit blots eenen Zeiger. Andreben wör de Zeiger vun
achtern ober eene lange Well und de wedderüm mit eene Fohrradkeed vun’t Turbinengetriebe her. Düsse Oart kam mi doch bannig umständlich und  appel- dwatsch för.

To de Tied harrn de Tähndokters to’n Bispill doch all langen flexible Wellen för eehre Bohrers. Mit sowat kunn man den Zeiger hier doch veel eenfacher und eleganter dreihn. Forts besorgte ick mi so’n Dings und klüterte ok den Anschluss dorför an`t Getriebe und an den Zeiger trecht. As de Damper fardig wör und de Schruuf den eersten Probeloop mök, wull ick de Weltpremiere vun mien Wunnerwark mitbeleben. As ick an Board güng, kam mi een Macker in de Mööt. De kloppte mi op de Schuller und meente lachend: „Ick graleer di ok! Dat hest du fein trechtkreegen. Dien Nickerchen amüseert all de ganze Crew.“

Dat mokte mi nu bannig neeschierig. Op de Trepp hörte ick all dat Gelächter. As ick ünnen op de Tofel keek, dacht ick: „Weshalb lacht de blots? De Zeiger dreiht sick doch, äs he schall, ganz sutje noh boben.“  As he boben, d.h. dor, wo bi eene Klock de twölf steiht, vörbikäm, verfeerte ick mi bannig. De Zeiger plumpste op de annere Siet kopp- heister hendol und bummelte ünnen äs so’n Kalber- steert hen und her. Eenen Momang loter besünn he sick und turnte sutje wedder noh boben, um denn op de annere Siet weeder rünner to plumpsen. Dat seeg so putzig ut, dat ick mitlachen müsst. Man, blieben kunn dat je nich so. Bald kreeg ick spitz, datt eene flexible Welle zwors mitsieepen,obers nich fasthoolen kann. Also müsst ick den Zeiger de Lachnummer afgewöhnen. Nohdem ick em so mokt harr, datt he sick genau in sienen Schwerpunkt dreiht, geef he de Faxen op und lööp richtig schön rund. Eene Tied lang tarrten miene Makers mi, indem se frogten: „Na, wie is dat, wann mokst du mol wedder een Nickerchen?“

Jo alltohoop wünsch ick veel Fröhjoahrssünn und af und an ok mol een erholsames Nickerchen!

Herbert Witt