Neuer Gemeindebrief

veröffentlicht am 5. September 2022

Der neue Gemeindebrief für die Monate September, Oktober und November 2022 ist erschienen und wird verteilt.

Nachstehend das darin enthaltene Grußwort von Pastor Michael Ostendorf:

Fünf Brote und zwei Fische

Endlich Ferien! Die Kinder kommen nach Hause und legen die Rucksäcke in die Ecke. Ferien. Aber ein bisschen Geduld brauchen sie noch. Es kann erst losgehen, wenn Papa Urlaub hat.

Urlaub!
Endlich!

Nach viel Arbeit und Coronainfektion und deren Folgen. Wieder Durchatmen. Fast drei Wochen Zeit. Für die ersten Tage sollte es wieder in den vertrauten Harz gehen. Die folgende Zeit hatten wir uns frei gehalten. Spontan nach Gefühl und Wetterlage entscheiden. Wo ist gut Zeltaufschlagen? Was ist mit dem Auto – von den Kosten und vom Weg her – machbar? Was könnte spannend werden? Ein Plätzchen sollte es für unser Zelt noch geben. In Holland. Kurz vor der Belgischen Grenze. Holland? Da waren wir nur zweimal auf grenzüberschreitender Stippvisite von Gronau aus. Also, neues wagen. Gebucht. Ein Mobilheimcampingplatz in Cadzand-Strand direkt hinter den Dünen an der Nordsee. Zeeland. Genauer: Zeeländisch Flandern. Schnell noch einen Reiseführer und ein Lexikon gekauft und dann konnte es losgehen.

Und da waren sie zu sehen, die 5 Brote und zwei Fische. Ehemals an einem Speicher der Hafeneinfahrt konnte ich dieses wunderbare Bild als Originalentwurf im Fischereimuseum fotografieren. 5 Brote, 2 Fische! War da nicht was? Klar: Die Speisung der 5000! Johnny Beerens, ein
Künstler aus Breskens, hatte dieses Werk gestaltet. Und es hing nicht ohne Grund riesig in der Hafeneinfahrt. Brote und Fische. Nahrungsmittel. Erarbeitet. Handel damit getrieben. Wohlstand erworben. Aber damit alle Menschen satt werden können, muss mit Dank geteilt werden!

Ein Bild als unausgesprochener Hinweis auf dieses biblische Ereignis, bei dem am Ende 12 Körbe voller Brotbrocken übrig geblieben waren. Diese Bild begleitete mich dann durch die Tage. Und ich habe vielen Gedanken angehangen: Gedanken an den Krieg in der Ukraine, wo Häfen vermint wurden, um die Ausfuhr von Getreide zu verhindern. Gedanken an den Hunger in der Welt, wo ich hier so reichlich beim Bäcker auswählen konnte. Gedanken daran, dass wir frei reisen können und andere Menschen in schrecklichen Situationen ausharren müssen. Wo bleiben die 12 Körbe mit den übrigen Brocken? Geben wir dankbar ab? Tun wir das Notwendige? Auf Schritt und Tritt haben sich mir solche Fragen gestellt. Klimawandel, Hitze und Trockenheit. Meeresverschmutzung durch Plastik, Wohlstandsmüll und Land, das dem Meer abgerungen wurde. Dieser Urlaub hat mich zutiefst bewegt.

Als ich mich dann auf den ersten Gottesdienst vorbereitete, war der Predigttext Johannes 6,1-15. Die Speisung der 5000! Ausgerechnet. Da sind die Jünger, die meinen, es reiche alles nicht. Da ist der Junge, der 5 Brote und 2 Fische hat und diese abgibt. Da ist Jesus, der dankt und teilt. Da sind die vielen Menschen an Leib und Seele gesättigt. Und dann bleibt so viel mehr zum Teilen übrig! Dankbar teilen! Darin teilt sich uns Jesus mit! Wir haben Anteil daran, wenn wir einen dieser Brocken aufheben und weiterreichen. Diese Gemeinsamkeit der Menschheit auf dieser Erde scheint mir in dem vielen machtvollen egoistischen Agieren verloren zu gehen. Dem möchte ich mich persönlich mit dem Bild von Johnny Beerens und dem dankbaren Teilen Jesu entgegenstellen!

Mit herzlichen Grüßen für Gottes reichen Segen
Ihr Michael Ostendorf