Neuer Gemeindebrief mit Grußwort von Pastor Jörg Pegelow
Liebe Leserin, lieber Leser,

Zwei Monate des neuen Jahres sind ins Land gezogen. Der Frühling schaut schon um die Ecke. In unseren Kirchen wird bald an Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi erinnert. Die Konfirmationen stehen vor der Tür. Zu Pfingsten feiern wir, dass der Geist Gottes über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg versöhnen kann. Hinter uns liegt ein Jahresanfang mit Hamburger Winterwetter. Bundestag und Bürgerschaft sind neu gewählt. Zuvor die großen, auch von Kirchenkreisen unterstützten Demonstrationen für unsere Demokratie und gegen einen erstarkenden Rechtsextremismus.

In diesen Wochen fiel mein Blick oft auf die Jahreslosung: „Prüfet alles und behaltet das Gute.“ (1. Thessalonicher 5,21). So sollte man’s machen: Die vielen Möglichkeiten, die es gibt, sorgsam abwägen. Und dann – so wünscht Paulus es um das Jahr 50 –, soll man sich fürs Gute entscheiden. Fast scheint es, als hätte Paulus nicht die damalige Welt vor Augen gehabt, sondern unsere unruhigen und lauten Zeiten.
Allerdings konnte Paulus wohl kaum bis 2025 schauen. Er hatte die Gemeinde in Thessaloniki gegründet – offenbar zu erfolgreich! So führte sein Missionserfolg zu Aufruhr, er musste über Athen nach Korinth fließen. Die Gemeinde wuchs trotz aller Anfeindungen auch ohne ihn. Aus der Ferne möchte Paulus ‚seine‘ Gemeinde stärken. Versteckt in Ermutigungszeilen die Jahreslosung: „Prüfet alles und behaltet das Gute.“ Er sagt den Christinnen und Christen in Thessaloniki: „Ihr schafft das!“
Wenige Zeilen zuvor taucht das „alles“ erstmals auf: „Dankt für alles, denn das ist der Wille Gottes für euch in Jesus Christus.“ Vor jedes Prüfen stellt Paulus den Dank. Das ist glaubensgroßartig!
Trotz allem, was in dieser Welt passiert, schaut nicht miesepetrig auf all das, was nicht läuft! Redet die Welt und das Leben nicht schlecht! Denn es gibt guten Grund, dankbar zu sein. Dankbar für all das, wie im Glauben Gutes von Gott begegnet. Dankbar für Menschen, mit denen das Leben geteilt wird. Dankbar für alles, was das Leben lebendig macht. Dankbar für unsere Welt. Auf dieser Basis lässt sich prüfen, was gut und richtig sein könnte.
Das „Prüft alles und behaltet das Gute“ ist wie ein Zwilling des häufigsten Satzes der Bibel: „Fürchtet euch nicht!“ Ich darf die Welt und alle Menschen ohne Angst anschauen. Denn mit dem Glauben im Herzen und im Verstand darf ich hoffnungsstur sein mitten in dieser Welt, in der Jesus seine Spur der Liebe und des Glaubens tief eingegraben hat.
Hoffnungsstur zu sein, bedeutet für mich, darauf zu vertrauen, dass es trotz aller Veränderungen auch zukünftig Kirchen geben wird, in denen geglaubt und gebetet wird. Hoffnungsstur, denn ich bin überzeugt bin, dass die Welt und unsere Stadt die christliche Botschaft braucht: Jeder Mensch ist ein Geschöpf Gottes – egal, ob jung oder alt, ob im Rampenlicht oder im dunklen Winkel, egal, ob einheimisch oder aus der Ferne zu uns gekommen. Hoffnungsstur, denn ich glaube daran, dass in unserer Welt die Menschenfreundlichkeit und nicht der Hass, die Nächstenliebe und nicht die Menschenverachtung siegen werden.
Hoffnungsstur: Auch in schwierigen Zeiten möchte ich das Gute behalten und vertraue darauf, von guten Mächten wunderbar geborgen zu sein.
Ihr Pastor Jörg Pegelow