Neuer Gemeindebrief mit Grußwort von Pastorin Martina Mayer-Köhn

veröffentlicht am 6. Juni 2020

Der neue Gemeindebrief UNS KIRCH für die Monate Juni, Juli und August ist erschienen und wird verteilt. Weitere Exemplare liegen in der Kirche aus und sind im Gemeindebüro erhältlich. Nachstehend das darin enthaltene Grußwort von Pastorin Martina Mayer-Köhn:

Unter meinem Snutenpulli lächel ich freundlich

Liebe Leserin, lieber Leser,

diese Snutenpullis, plattdeutsch für Schutzmaske sind ein Preis. Ein Preis für die ersten Lockerungen nach 6 Wochen Lockdown. Ein Preis der Solidarität für mehr Sicherheit für das Gegenüber. Die Einsamkeit oder Familienzeit ist wieder ein wenig gelockert. Das Abitur ist in vollem Gange, mit Abstand und Maske. Auch wenn es wirklich ungewöhnlich ist, und fröhliche Erkennungsspiele im vertrauten Supermarkt oder am Arbeitsplatz stattfinden, so ist die erste Befangenheit im Umgang mit der Vermummung einer gewissen Routine gewichen. Geblümte für die Dame, Karierte für den Herrn, Dinos für die Kids und Graue für den Bestatter – Masken aller Art erschweren die einfache Kommunikation und lassen den forschenden und direkten Blick in die Augen unerlässlich werden – auch schön. Auf dem Weg in eine neue Normalität…

Ein Teil der Krise scheint bewältigt, in Deutschland jedenfalls. Wie wird es weitergehen? Wann ist der rettende Impfstoff entwickelt und einsatzfähig? Wie müssen wir bis dahin leben oder sogar danach? Viele Fragen mit zahllosen Unwägbarkeiten, die noch nicht zu beantworten sind.

Auch Zukunftsforscher wie Matthias Horx erlauben sich keine Prognose(1), keinen Blick in die Zukunft. Aber er empfiehlt den Blick aus der Zukunft in die Gegenwart, die Regnose. Die angstvollen Gefühle, die durch das unberechenbare der Krise und den Zusammenbruch des Normalen ausgelöst werden, können durch solch einen Blick zurück aus der Zukunft handhabbarer werden. Die große Veränderung, die jede Krise, aber besonders diese weltweite hervorbringt, erscheint dem Menschen oft zunächst als düster gemaltes, angstauslösendes Bild. Der Blick aus der
Zukunft auf die Gegenwart erlaubt uns aber einen Blick, als jemand der das Schlimmste überwunden hat. Als jemand, der sehen kann, was für positive Entwicklungen diese Krise bewirkt hat: 2020 war dann das Jahr der wunderschön aufgeräumten Gärten, der frisch renovierten Wohnungen, der intensivierten Freundschaften, der Wiederentdeckung langer Telefonate. Es war das Jahr der Offenbarung des digitalen Rückstands in Deutschland, aber auch überfüllter Datenbahnen und leerer Lufträume. Ein Jahr des Come-Backs des guten alten Spaziergangs samt „Picknick“ im Grünen. Viele haben erfahren, dass weniger wirklich auch mehr sein kann. Wir wissen hoffentlich auch nach der Krise, dass systemrelevante Berufe auch anständig bezahlt werden müssen. Und vielleicht lernt die Wirtschaft, dass Nachhaltigkeit uns auf Dauer weiterhilft als Schneller Gewinn.

Auch die Kirchengemeinden haben neue Wege zu den Menschen entdeckt. So sehr wir auf den direkten Kontakt vor Ort Wert legen, so sind wir doch jetzt auch verstärkt online erreichbar und sichtbar. Kleinere Gottesdienstformen vorerst ohne Gemeindegesang, aber mit umso größerer Freude, wieder gemeinsam feiern zu dürfen, wenn auch mit Snutenpulli.

Kommen sie gesund durch den Sommer, entdecken Sie die Schönheiten der Umgebung, im Haus mit aufgeräumten Keller, an der Elbe oder der Alster oder in Ihrem Gotteshaus.

Ihre Martina Mayer-Köhn