Dat achte Gebot

veröffentlicht am 29. Mai 2004

In miene Kinnertied – noch för de Schooltied – , käm af und an so’n kröpeliger Höker mit Bössten und Bessens bi uns op’n Hoff humpelt. Sien rechtes Been wör orrig wat körter as dat linke.
De rechte Steebel seet op de Höchte vun dat linke Knee.
Vun de Steebelsohl güngen dree dünne Stangen hendol bit op eene iserne Sohl an’n Bodden.
„Man“, dacht‘ ick, „de Kerl mutt je oosig flunkert hebben, datt sien rechtes Been so kort worden is.“
Mi is dat deswegen in den Sinn komen, wieldatt unsere beiden Omas uns Kinner dormols jümmers dormit in de Ohren legen hebbt, datt Flunkern eene grote Sünd‘ is und datt Lögen korte Been hebbt.
De eegentliche Sinn vun de korten Lögenbeen is mi wat loter inbläut worden.
Een poor Johr wieder – ick güng all länger to School – wull ick tohoop mit eenige Jungs ut de Nohberschop mol dat Zigarettensmöken utprobeern.
Wieldatt ick de Jüngste wör und ok de körtsten Been harr – wat nich vun dat Flunkern käm, ick wör nämlich all jümmers so’n lütten Afgedreihten – harr man mi todacht, de Glimmstengels to besorgen.
Dat wör gornich so eenfach. Daschengeld kreegen wi nich. Vadder smökte blots Zigarillos und Opa priemte.
Mien Unkel, Hermann Graumann, de qualmte Zigaretten.
Tante Bertha, wat Hermann seine Süster wör, heff ick wiesmokt, datt ick för Unkel Hermann Zigaretten holen schull und se müch mi dat Geld dorför geben.
Dormit suuste ick pielsteerts noh August Kühl hen, unseren Putzbüdel. De höker ok mit Papier  und Zigaretten und harr sienen Loden just vis a vis vun unseren Karktörn.
Dor heff ick denn för 20 Penn söss Juno ranhökert.
„För wen schasst du de denn holen?“ frög he mi.
„För Unkel Hermann Graumann“, anter ick und suus mit de Zigaretten af.
Kort nohdem wi dat Smöken utprobeert harrn, leep mi Unkel Hermann öber’n Weg und föddert‘ de Zigaretten vun mi.
Mien Pech wör, datt he sick glieks noh mi bi August Kühl dormit versorgen wull und dorbi to hören kreeg, datt ick just welk för em holt harr.
Bi de Gelegenheit bün ick denn wiesworden, datt dat Smöken nich blots slecht smeckt, sünnern ok bannig weh deiht, nämlich denn, wenn man dorför een orriges Jackvull kriggt.

Eenige Tied loter – ick dörfte in de Sommerferien mit noh den Diektormarkt föhren – kunn ick tofällig hören, wie Oma Graumann  mit Ernst Strohsohl ut Cuxhoben, de as Stammkunn‘ jümmers bi eehr köffte,  üm den Pries för eehren Spinot feilschte.
De beiden sünd sick nich eenig worden und de Mann güng wieder. Kort achteran krüzte een anner Kunn‘ bi Oma op. Den wör de Spinot ok to düür.
„Wenn du em nich hebben wullt“, hett Oma em dor vörflunkert,
“ denn geiht Ernst Strohsohl eben dormit af, den wör de Spinot nich to düür!“
För mi brök eene Welt tohoopen: „Oma lüggt!“
As se wedder alleen wör, heff ick eehr dat vörhollen.
Toerst wör se wahrraftig een beeten baff, obers denn meente se gau:  „Dat sünd Geschäftslögen, de sünd erlaubt!“
Na, wenn dat Moses to Ohren komen wör, mi dücht, denn harr Oma ober eene Schietreis mokt.

Ick will höpen, jo fallt ok jümmers op’n Stutz de richtige Utred in. Ansünsten wünsch ick jo een schönes Fröhjohr.

Herbert Witt