Herbert Witt vertellt: Vullmond und Flattermüüs……

veröffentlicht am 27. August 2005

Vullmond und Flattermüüs und dat merrn an’n Dag bi hellichten Sünnenschien.
Beleeft heff ick sowat in’n Sommer 1945.

Öberall geef dat wenig to bieten. Dorbi güng uns dat hier buten noch’n Barg beeter äs de Lüüd in de Stadt. Een Schlaraffenland wör dat allerdings liekers nich.

Vun ölsches Melk dörften wi blots soveel beholln, äs uns noh de Lebens-middelkorten tostünn. De mehrste Melk müssten wi afleebern. Dat sülbige güll bi’t Swienslachten.

Blots Gemüse harrn wi genog. Man veel afgeben dörften wi dorvun nich. Wi kreegen nämlich de notwennigen Bedriefsmiddel, wie Benzin, Füürung,
Sootgoot und Dünger – wenn Oberhaupt – blot in Afhängigkeet vun de afgeleeberte Wor todeelt. Ansünsten hebbt wi uns dat pampige Maismehlbrot just so rinkwoost äs de Lüüd in de Stadt.
De Hamsterer deen uns je leed. Man wenn wi eenen vun jüm wat tokomen leeten, denn stünnen forts tein annere dorachter. Wi müssten doch ok an de
Lüüd denken, de nich op Hamstertour gohn kunnen.
Nachts kloppten wi uns mit de Dietschers rüm, de de Gröönwoor eenfach vun’n Acker klauten. Sogor an’n hellichten Dag geneerten se sick nich, to
stiebitzen. Wi müssten höllisch op’n Kiehn wesen.
Trotz all‘ de Bitterkeit in düsse leege Tied, geef dat ok tragikomische Situatschonen.

Eenmol stünn in de Middagstied bi uns op’n Diek een Radfohrer, de keek sick bannig verdächtig noh alle Sieden um. He harr sogor een tweetes Fohrrad bi sick. Just dor, wonehm he stünn, harrn wi butendieks een Wöddelblick.

Gau sieek ick mi butendieks an den „Tatort“ ran, um den Dietscher bi de Büx to kriegen. As ick ut de Deckung vun unser Butendiekssteegel rut to’n Überraschungsangriff hoch kam, dacht‘ ick: „Nu geiht all an’n hellichten Dag de Vullmond op“. Dorbi hööl mi doch wahrraftig so’ne pummelige Madame blots eehr blankes Gatt direktemang vor de Nääs. Se harr mol eben unsere Wöddeln düngt.Een beten benaut bün ick wedder bidreiht.

In düsse leege Tied müssten de Nonnen je nich blots vor Ostern fasten, sünnern ok den Rest vun’t Joahr. Deswegen güngen ok se op Hamstertour.
An’n Vörmiddag vun so’n goll’n Oktoberdag seet unsere ganze Sippschopp in de Köök an’n Fröhstücksdisch. Wi schlürften Muckefuck und kwoosten uns pappiges Maisbrot mit Röbensi rup rin.

Wenn man ut dat Kökenfenster keek, seeg man „Tasso“, unser Hoffhund, links an de Stallwand in de warme Sünn döösend vor siene Hütt liggen. Dat
Tomotenblick vis-a-vis vun em wör all afrüümt. Blot de langen Reegen Pöhl mit den Wiredroht dormang, an den de Tomoten vorher anbunnen wörn,
zierten noch dat Blick.

Düsse Idylle kompletteerten twee Nonnen in eehre wietlöftige swatte Kluft mit mächtige Kiepen op’n Kopp. Se kämen vorsichtig um de Huuseck und
stüürten denn zielstreebig op de Achterdöör to.
Bi de Hunnenhütt ankörnen, füll jüm eehr Schatten op Tasso. De fööl sick – just so äs duntomolen Diogenes vor sien Fatt – bannig stört in siene deepsinnigen Gedanken. Een beeten vergrellt plierte Tasso um sick, um klooktokriegen, wat em vor de Sünn körnen wör. He verjogte sick binoh, äs he twee öberrnächtige Flatterrnüüs to Gesicht kreeg. Sowat harr he je noch nie nich sehn.

Eerstrnol blaff he de beiden an und versöchte op de Been to körnen. He wör je nich mehr de Jüngste.
De beiden frommen Froonslüüd wören sick furts und ohne veel Wöör eenig: „Gottvertroon ist good, utkniepen is beeter!“ Se dreihten gau bi und birrsten op dat Tomotenblick to.

Tasso füll mitdewiel in, datt he för den Hoff oppassen schull und brüllt jüm an: „Jo will ick woll dat Fleegen leehrn.“ Binoh wör em dat sogor glückt. De beiden Froonslüüd harrn dat je bannig hild und markten Oberhaupt nich, datt se dwars to de Reegen mit den Wiredroht op dat Tomotenblick
tostörmten. Ungebremst prallten se op den eersten Droht und güngen koppheister doröber weg.
Tasso möökjüm dat furts noh. He neih‘ alles wat he kunn achteran, vun wegen de Starthilfe. As siene Keed toend wör, güng he allerdings ok öberkopp.
Gau rappelten sick alle dree wedder hoch. Tasso blaffte de Froonslüüd an, se schulin dat Fleegen noch eenmol verseuken. Dorbi güngen se allerdings wedder koppheister ober den nächsten Droht.

Mitdewiel wören wi rutstörmt, um Tasso to begöschen und de Froonslüd wedder op de Been to helpen. Nohdern de jürn eehr Kledasch sowiet rieht harrn, datt se wedder äs Nonnen to erkennen wören, kunnen se äs Trost för dat erledene Ungemach mit dat gewünschte Gemüse aftrecken.

Herbert Witt