Kirchengemeinde zieht alle Register

veröffentlicht am 19. Januar 2005

Freiwilliger Obolus soll Kassen füllen – Bericht der Bergedorfer Zeitung vom 19.01.2005


Allermöhe (pst). Es war sein schwierigstes Personalgespräch. Aber unausweichlich, sagt Sven Lundius, Pastor der Kirchengemeinde Moorfleet- Allerrnöhe-Reitbrook. Die Finanzdecke ist, wie in den meisten Gemeinden der Nordelbi-schen Kirche, sehr dünn geworden. Deshalb mußte Karin Sperling entlassen werden. Vier Jahre lang war sie in Moorfleet Gemeindesekretärin. „Ihre Aufgaben muß jetzt die Allermöher Sekretärin mit übernehmen“, erläutert Lundius. Daß die Lücke mit einer Kraft nicht gefüllt werden kann, ist dem Seelsorger klar. „Aber auch wir funktionieren wie ein Unter nehmen.“

Doch mit dieser Sparmaßnahme ist das strukturelle Defizit von 19 000 Euro nicht ausgeglichen. Lundius und seine Mitarbeiter müssen weitere Register ziehen: Im nächsten Gemeindebrief (erscheint im Februar) werden sie die Einführung des freiwilligen Kirchgeldes ankündigen. Das funktioniert ähnlich wie der Notgroschen in Moorfleet und die Gemeindeselbsthilfe in Allermöhe, die das Kirchensparschwein füllen. Das Neue daran: Jetzt sollen auch Mensc hen angesprochen werden, die aus der Kirche ausgetreten sind oder sich der Gemeinde bisher nicht zugehörig fühlten. Lundius erklärt: „Die einmaligen oder regelmäßigen Spenden sind zweckgebunden.“ Die Geldgeber sehen, wo ihr Geld landet. Um die Handhabe zu erleichtern, gibt es Überweisungsträger der Haspa, „und die Spenden sind steuerlich ab setzbar“, betont der Pastor.

Für die Finanzmisere nennt Lundius neben Kirchenaustritten zwei Gründe: Erstens benachteilige das Verteilungssystem der Kirchensteuern die Landgebiete, denn „als Berechnungsgrundlage dienen die Einwohner, nicht die Gemeindeglieder“. Zweitens hat die Sanierung der Dreieinigkeitskirche ein tiefes Loch in das Kirchensäckel gerissen. Ein Darlehen des Kirchenkreises AltHamburg von 90 000 Euro muß in den kommenden zehn Jahren zurückgezahlt werden. Allen Spendern, die mit großzügigen Gaben die Restaurierung der Kirche erst möglich machten, möchte die Gemeinde am 27. Februar mit einem Festgottesdienst danken. Auch Pröpstin Ulrike Murmann wird erwartet.