Was wir von Frederick lernen können – gesammelte Wintervorräte

veröffentlicht am 18. September 2013

Liebe Leserinnen und Leser,

die Sommerzeit verblasst nun langsam im wahrsten Sinne des Wortes – zusammen mit den Erinnerungen an den Urlaub im sonnigen Süden oder auch zu Hause, wo wir auch diesen Sommer die Sonne und Wärme genießen konnten. Aber: Der Jahreslauf geht weiter, die Tage werden jetzt spürbar wieder kürzer und die dunkle Jahreszeit streckt ihre Fühler aus.

Der Herbst naht – und nach der Nacht der Kirchen im September und der Erntedankfeier im Oktober steht uns besonders der November mit all seinen grauen Tagen und den dunklen Gedenktagen wieder bevor: Volkstrauertag, Bußtag und Ewigkeitssonntag mit dem Ritual des Totengedenkens – meist atmosphärisch sehr stimmig zu dunklen, regnerischen und kalten Tagen.

Nur wenige von uns können dem entfliehen, indem sie sich speziell im Herbst und Winter in den Süden absetzen und auf den Kanaren oder Mallorca überwintern. Die meisten von uns müssen durch diese zunehmende Dunkelheit des anbrechenden Herbst und Winters durch. Aber wie, stellt sich nicht nur mir dabei manchmal die Frage. Wie können wir durch die Dunkelheit und Kälte auch unseres Lebens kommen? Nun, vielleicht kennen Sie ja auch das Kinderbuch „Frederick“ von Leo Lionni, eine Geschichte nicht nur für Kinder, in der ein gutes Rezept dafür verborgen ist: Das Bilderbuch „Frederick“ erzählt von einer Maus, die sich offensichtlich bei der emsigen Suche und Ernte von Beeren, Körnern oder Nüssen nicht beteiligt, sondern anscheinend faul auf ihrer Haut liegt. Denn: Während die anderen schuften und Vorräte zum Überleben sammeln, sammelt Frederick etwas anderes: Farben, Bilder und Worte, so sagt er.

Im Winter werden dann nach und nach die Vorräte fast aufgebraucht, aber den Mäusen geht es immer schlechter. Sie bemerken, dass sie noch etwas anderes zum [Über]leben brauchen – und so fragen sie nach seiner „Ernte“: Frederick lässt sie die Augen schließen und mit seinen Worten malt er ihnen das Gelb der Sonne, das Grün der Weiden und lässt sie die Wärme der Sonnenstrahlen nachempfinden. Frederick gibt ihnen damit Hoffnung, die dunkle, kalte und gefährliche Jahreszeit zu überstehen! Nur ein Kinderbuch zu Erntedank? Nein, ich finde, es ist viel mehr als das! Schon in der Bibel heißt es „Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht!“-  ein Grundsatz, den schon Jesus sehr genau einschätzen konnte, als er nach 40tägigem Fasten in der Wüste seinen Versuchungen begegnete [vgl. Mt 4, 1-11] .

Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein. Genau! Zu einem gelingenden Leben gehört nicht nur das Materielle, sondern auch das Immaterielle, das Spirituelle, die Wärme und Liebe zwischen uns Menschen- sozusagen die Farben des Lebens! Also, machen wir es doch wie Frederick, besinnen wir uns auf die während des Sommers gesammelten Farben des Lebens. Rufen wir uns die erlebte Wärme, die gespürte Liebe die schönen Erlebnisse wieder zurück ins Gedächtnis. Und: Nutzen wir auch die schönen Tage im Herbst und Winter, um ganz bewusst solche „Farben des Lebens“ immer wieder neu zu sammeln! Aber: Die Frage bleibt – und sie gilt sowohl Fredericks Freunden als auch uns:

Kommen wir denn so durch die dunklen Zeiten unseres Lebens?

Nun, auch in den dunkelsten Tagen gibt es immer wieder buchstäblich Gelegenheiten, bei denen wir Wärme und Licht auftanken können: Bei den Adventskonzerten, den Adventsfeiern oder auch den Weihnachtsgottesdiensten zum Beispiel. So hat Max Frisch auch einmal gesagt: „Gott schenkt uns Erinnerungen, damit wir Rosen im Winter haben.“ Einen ganzen Strauß dieser „Farben des Lebens“ wünscht Ihnen

Ihr Pastor Sven Lundius